Synthesizer, Resonanz, Modulation: Auf dem Weg zur musikalischen Schicht des Theaters
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Abstract
Der Beitrag geht der Frage der Musikalität theatraler Gefüge nach. Musikalität soll als eine spezifische, sich historisch verändernde relationale Bezogenheit begriffen werden, die der Denk- und Beschreibbar-Machung auch nicht vornehmlich klanglicher Praktiken dienen kann.
Das Klangliche präsentiert keine manifesten Objekte, sondern räumliche Prozesse, in denen sich verschiedene Klangausstrahlungen modulieren, gegenseitig einfalten oder ausdehnen. Mit diesem eigenartigen Material und seiner Konstellierung haben sich Musizierende über die Jahrtausende auseinandergesetzt und so ein technisches und begriffliches Wissen entwickelt. Immer wieder wird dieses angezapft, auch um nicht-klangliche Fragen zu behandeln: Bei den Pythagoreern, bei Gottfried Wilhelm Leibniz, Paul Klee, Gilbert Simondon oder Gilles Deleuze und Félix Guattari.
Entlang dieser und anderer Schauplätze soll das Musikalische als Gefüge der Teilhabe und wechselseitigen Variation von heterogenen Agenturen, Ausdrucksformen und Bedeutungsschichten beschrieben werden. Vielfach begegnen uns theatrale Formen, in denen das Zusammenspiel körperlicher, technischer, sprachlicher, medialer und anderer Dimensionen an keiner finalen Perspektive ausgerichtet ist, sondern sich in der modulierenden Überlagerung figuriert (z.B. Arnold Schönberg, John Cage oder Heiner Goebbels). Diese können als Formen theatraler Musikalität beschrieben werden, die von der Präsenz oder Dominanz der Musik im engen Sinne zunächst unabhängig sind.